Sexuelle Probleme und Störungen sind ein wichtiges psychotherapeutisches Handlungsfeld. Sie sind weit verbreitet (Studie zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland), wirken sich oft negativ auf Wohlbefinden und Gesundheit aus, belasten Beziehungen, tragen zu Trennungen und zum Auseinanderbrechen von Familien bei oder verhindern, dass Partnerschaften überhaupt erst entstehen. Menschen, die psychisch oder körperlich erkrankt oder traumatisiert sind, haben ein besonders hohes Risiko, sexuelle Schwierigkeiten zu entwickeln. Gleichzeitig sind sexuelle Probleme und Störungen häufig Symptom oder Folge psychischer und körperlicher Erkrankungen. Dennoch werden sie in der Psychotherapie meist nicht erkannt und auch nicht behandelt.
Mit dieser Weiterbildung erweitern Sie Ihre psychotherapeutischen Kompetenzen um fundierte sexualtherapeutische Kenntnisse. Die Weiterbildung kann berufsbegleitend erworben und mit einem Zertifikat „Sexualtherapie DGfS“ abgeschlossen werden.
Ziele
Sie erfahren, wie Sie …
- das Thema Sexualität in die Psychotherapie einbeziehen können
- mit Patient:innen und Klient:innen über intime Themen sprechen
- sexuelle Probleme und Störungen erkennen und diagnostisch einordnen
- Menschen mit individuellen sexuellen Fragestellungen und Therapiebedürfnissen behandeln, indem Sie Elemente aus der systemischen, differenzierungsbasierten, sexologischen, körperorientierten und traumakompetenten Sexualtherapie mit ihrer bisherigen psychotherapeutischen Arbeitsweise integrativ verbinden
- bei Bedarf in ergänzende oder alternative Therapien vermitteln
Voraussetzungen für die Teilnahme
Sie können an der Weiterbildung teilnehmen, wenn Sie psychotherapeutisch mit Erwachsenen oder Jugendlichen arbeiten, z. B.
- als Psychotherapeut:in mit psychologischem, ärztlichem oder (sozial-)pädagogischem Hintergrund
- in ambulanter oder klinischer Tätigkeit
- in der Psychosomatik, Psychiatrie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Urologie, Andrologie, Allgemeinmedizin
Sie sollten eine psychotherapeutische Ausbildung oder gleichwertige Qualifikation besitzen oder sich bereits in der psychotherapeutischen Ausbildung befinden.
Außerdem sollten Sie die Möglichkeit haben, die in der Weiterbildung erworbenen Kompetenzen in ihrer Berufspraxis anzuwenden, z. B. in Form einer aktuellen, kursbegleitenden psychotherapeutischen Tätigkeit.
Wenn Sie in einem anderen Berufsfeld tätig sind, können in einem Gespräch mit der Kursleitung klären, ob eine Teilnahme für Sie möglich ist.
Termine und Ort
Fünf Module unterrichten wir in Präsenz in München, drei Module online per Zoom.
Kurs 2026/27
Modul 1: 19.–21.03.2026 – Präsenz
Modul 2: 18.–20.06.2026 – Präsenz
Modul 3: 17.–19.09.2026 – Präsenz
Modul 4: 10.–12.12.2026 – Online
Modul 5: 18.–20.03.2027 – Online
Modul 6: 17.–19.06.2027 – Präsenz
Modul 7: 16.–18.09.2027 – Online
Modul 8: 09.–11.12.2027 – Präsenz
Abhängig von den terminlichen Möglichkeiten der Dozent:innen kann es sein, dass es im Kurs 2026/27 zu einem Tausch einzelner Präsenz-/Online-Module kommt. Sollte das der Fall sein, würde das 6. Modul online und das 7. Modul in Präsenz stattfinden.
Möchten Sie lieber früher starten?
Pläne können sich ändern. Deshalb kommt es immer wieder vor, dass jemand von einem Kurs zurücktritt und ein Platz frei wird. Schreiben Sie uns, dann nehmen wir Sie auf die Warteliste. Die Termine eines früheren Kurses finden Sie hier.
.2026 – Online
10.–12.12.2026 – Präsenz
Kurszeiten
Jeweils 10.00 bis 18.00 Uhr
Ort der Präsenz-Module
Kreativgeschoss
Heimeranstr. 55
80339 München
Mitwirkende
Weiterbildungsleitung: Dr. Melanie Büttner
Gastdozent:innen:
Die genaue Besetzung der Gastdozent:innen des Kurses 2026/27 steht noch nicht fest und kann von der unten genannten geringfügig abweichen.
Special Guest: Prof. Ulrich Clement
Wir schätzen uns glücklich, dass Ulrich Clement sich trotz seiner Parkinson-Erkrankung bereit erklärt hat, nach München zu kommen, um Sie an seinem Wissen teilhaben zu lassen. Immer vorausgesetzt, dass seine gesundheitliche Situation dies zulässt. Sollte es hier unverhofft zu einer Planänderung kommen müssen, bitten wir um Ihr Verständnis.
Umfang
190 Unterrichtsstunden, davon
- Theorie- und Praxisseminare: 160 Std.
- Themenzentrierte Selbsterfahrung: 30 Std.
Für den Erwerb des DGfS-Zertifikats sind zusätzlich 60 Std. themenzentrierte Supervision bei einer von der DGfS dafür anerkannten Person erforderlich. Sie können hierfür an offenen Online-Supervisionsgruppen teilnehmen und/oder Supervisionen bei anderen DGfS-zertifizierten Supervisor:innen besuchen.
Inhalte
Das Curriculum orientiert sich an den Kriterien für die Weiterbildung “Sexualtherapie” der DGfS.
Fragestellungen der Sexualtherapie
- Probleme und Störungen
- des sexuellen Verlangens
- der Erregung, Erektion und Ejakulation
- des Orgasmus
- Sexuelle Schmerzen, z. B. bei
- Vaginismus
- Dyspareunie
- Sexualität bei
- psychischen und körperlichen Erkrankungen
- medizinischen Behandlungen (medikamentös, operativ etc.)
- Kinderwunsch, in der Schwangerschaft, nach einer Geburt oder Fehl-/Totgeburt, nach Schwangerschaftsabbruch
- Sexuelle Traumafolgen
- Posttraumatische Belastungsstörungen und Dissoziation in der Sexualität
- Sexuelle Retraumatisierung und Reviktimisierung
- Süchtige und zwanghafte Sexualität, z. B. bei unkontrollierbarer
- Pornonutzung und Online-Kontakten
- Solo- und Beziehungssexualität
- Risikosexualität, z. B. in Verbindung mit
- potenziell selbst- und fremdgefährdenden Sexualpraktiken
- fehlendem Safer Sex und Verhütung
- Alkohol- oder Drogenkonsum
- Paraphilie und paraphile Störungen, z. B. bei
- Exhibitionismus
- Voyeurismus
- Pädophilie
- Sadismus
- Sexuelle Übergriffigkeit und Sexualdelinquenz
- sexuelle Nötigung und Missbrauch
- Prävention von sexueller Gewalt durch Arbeit mit potenziellen Täter:innen
- Sexualität
- bei unterschiedlichen sexuellen Vorlieben und Wünschen
- bei Nicht-Monogamie
- konsensuell: offene Beziehung oder Polyamorie
- nicht-konsensuell: Affäre oder Seitensprung
- Anliegen, die das Geschlecht betreffen
- Geschlechtsinkongruenz und ‑dysphorie
- Intergeschlechtlichkeit
- Sexuell übertragbare Infektionen, inklusive HIV und AIDS
Grundlagen
Sexuelle Gesundheit und Vielfalt
- Sexualitätskonzepte
- sexuelle Vorlieben, z. B. Sinnlichkeit, Slow Sex, Tantra, Fetisch, BDSM oder Rough Sex
- sexuelle Orientierungen: hetero, lesbisch, schwul, bi, pan
- Geschlechtsidentitäten und ‑rollen: cis, trans, non-binär, detrans
- Beziehungskonzepte: exklusiv vs. nicht-exklusiv, offene Beziehung, polyamor
Biopsychosoziale Einflüsse auf die Sexualität
- Biologisch
- Anatomie und Physiologie
- Hormonlage und Neurobiologie
- Geschlecht (w/m/d)
- Alter
- Körperliche Gesundheit
- Medikamente
- Psychologisch
- Sexuelle Identität und individuelle Bedürfnislagen
- Psychologische Fähigkeiten
- Selbstbezug
- Körperbezug
- Beziehungsgestaltung
- Psychische Gesundheit
- Sozial
- Aktuelle intime Beziehung(en)
- Biographische Beziehungserfahrungen
- Gesellschaft und Kultur
- Tabus und Verbote
- Sexualfeindlichkeit vs. Sexpositivismus
- Leistungs- und Selbstoptimierungsdruck
- Einfluss von Medien und Internet
- Geschlechterungleichheit und ‑mythen
- Cis-Heteronormativität und Queernormativität
- Sexuelle Bildung
- Aktuelle Lebensumstände
Psychosexuelle Entwicklung und Sexualität über die Lebensspanne
Erklärungsmodelle im Hinblick auf Individuen, Paare und andere Beziehungskostellationen
- psychodynamische
- lerntheoretische
- systemische
- differenzierungsbasierte
- psychotraumatologische
Praktische Kompetenzen
- Haltung
- Beziehungsaufbau und ‑gestaltung
- Gesprächsführung
- Anamnese
- Diagnostik, ggf. unter Mitbeurteilung durch Gynäkologie, Urologie, Andrologie, Beckenbodenphysiotherapie o. a.
- Problemverständnis und Hypothesenbildung
- Beratungsfertigkeiten
- Indikationsstellung
- Sexualtherapie aus systemischen, differenzierungsbasierten, sexologischen, körper- und traumatherapeutischen Blickwinkeln
- Anwendung bestehender psychotherapeutischer Kompetenzen auf die Behandlung sexueller Probleme und Störungen
- Grenzen und Möglichkeiten des eigenen Handelns und Settings
- Vermittlung in ergänzende oder alternative Therapien
Themenzentrierte Selbsterfahrung
Sie sind eingeladen, sich selbst besser kennenzulernen und sich mit folgenden Themen auseinanderzusetzen:
- der eigenen Sexualität
- der eigenen psychosexuellen Entwicklung
- der Wirkung eigener sexueller Erfahrungen auf die sexualtherapeutische Haltung und Tätigkeit
- der Wirkung der sexualtherapeutischen Tätigkeit auf die eigene Sexualität
Persönliche Erfahrungen können im Kurs geteilt werden (z. B. in Kleingruppen), sofern es für Sie stimmig ist. Es besteht aber keine Verpflichtung, sich mit intimen Themen zu offenbaren.
Anwendung des Erlernten im eigenen Praxisfeld unter Supervision
- Erstgespräche
- Beratungsgespräche
- Therapiesitzungen
Die Gespräche und Sitzungen können mit Einzelpersonen, Paaren oder Menschen in anderen Beziehungskonstellationen stattfinden. Die Supervision ist nicht im Kursumfang enthalten.
Didaktik
- Interaktive Seminare mit Austausch und Diskussion in Präsenz und online
- Fallbesprechungen
- Kleingruppenarbeit: Übungen, Rollenspiele
- Demonstrationen
- Fallbesprechungen
- Supervision
- Literatur- und Selbststudium
Zertifikate
Personen, die die Kursmodule 1–8 absolviert haben, erhalten eine Teilnahmebescheinigung des spt-Instituts.
Psychotherapeutisch Tätige können zusätzlich den DGfS-zertifizierten Weiterbildungsabschluss „Sexualtherapie DGfS“ beantragen. Für die Anerkennung durch die DGfS sind folgende Kriterien zu erfüllen und schriftlich zu dokumentieren:
- Abgeschlossene psychotherapeutische Ausbildung mit
- Approbation oder
- einer der Approbation äquivalenten Qualifikation.
- Regelmäßige Kursteilnahme (max. 10% Fehlzeiten)
- 110 Stunden Theorie- und Praxisseminare
- 30 Stunden themenzentrierte Selbsterfahrung
- 60 Stunden Supervision durch eine Person, die von der DGfS für diese Aufgabe anerkannt ist
- vorzugsweise Gruppensupervision
- Einzelsupervisionen können ggf. angerechnet werden
- Praxistätigkeit unter Supervision
- 40 Sexualtherapiesitzungen, davon mindestens 2 Behandlungsfälle mit einem Fallverlauf über mehrere Sitzungen
- zusätzlich 8 Erst- oder Beratungsgespräche
Fortbildungspunkte
Fortbildungspunkte der Bayerischen Landesärztekammer werden beantragt.
Kosten
Bei Zahlung
- als Gesamtbetrag: 5.000 €
- in 8 Raten: 5.240 €
Mit Anmeldung für den Kurs erheben wir eine Anzahlung von 625 €.
Die Kosten beinhalten
- die Teilnahme an allen Kurs-Modulen
- die Verpflegung in den Kaffeepausen
Nicht inbegriffen sind
- die Supervision
- Frühstück, Mittagessen und Abendessen
- die Übernachtung
Anmeldung
Über das Anmeldeformular können Sie sich verbindlich anmelden. Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.
Storno
Sollten Sie Ihre Anmeldung stornieren, berechnen wir eine Gebühr, um unseren Verwaltungsaufwand zu decken:
- Storno bis 8 Wochen vor Kursbeginn: 40 €
- Storno bis zum 30. Tag vor Kursbeginn: 100 €
- Storno nach dem 30. Tag vor Kursbeginn: Ein Rücktritt vom Kurs ist nur möglich, wenn Sie uns eine Person nennen, die ersatzweise für Sie an der Veranstaltung teilnimmt und die Kosten dafür trägt.
Fehlzeiten
Kurse oder Kursteile, die wegen Krankheit oder anderen erheblichen Gründen nicht besucht werden können, können nach Absprache in einem der Folgekurse nachgeholt werden, sofern ein Platz dafür zur Verfügung steht.